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Das Bild zeigt einen Arzt, der bei einer jungen Patientin eine Augenuntersuchung durchführt.

Allogene Transplantation

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Wie wird eine allogene Stammzelltransplantation durchgeführt?

1. Indikation

Insbesondere für Leukämien und Lymphome mit besonderen Risikofaktoren ist oftmals eine Heilung mit Chemotherapie oder einer autologen Transplantation nicht möglich oder sehr unwahrscheinlich. Das gilt auch für Rückfälle nach einer vorherigen Chemothetherapie.

Daneben gibt es Erkrankungen des Knochenmarks und Stoffwechselerkrankungen, die ausschließlich oder am besten durch eine allogene Stammzelltransplantation behandelt werden können.

Die Indikationsstellung erfolgt in der Regel durch einen Hämatoonkologen mit spezieller Erfahrung im Transplantationsbereich. An der Charité wird die Indikation im Rahmen der wöchentlichen Transplantationskonferenz im Team festgelegt.

  • die häufigsten Indikationen für eine allogene Stammzelltransplantation sind Leukämien und Lymphome mit Hochrisikofaktoren oder nach einem Rezidiv
  • Indikationsstellung nur durch einen erfahrenen Hämatoonkologen

2. Gewebetypisierung

Sobald die Indikation feststeht oder wahrscheinlich ist, sollte eine Bestimmung der HLA-Merkmale von Ihnen und möglichen Spendern erfolgen. Hierzu wird eine Blutprobe in ein Speziallabor geschickt. Das wird meist für Sie vom behandelnden Hämatoonkologen innerhalb weniger Tage nach Diagnosestellung organisiert.

Um eine Transplantation rechtzeitig durchführen zu können, kann es sehr wichtig sein, dass die Blutprobe zur Gewebetypisierung schnell versendet und von einem kompetenten Labor umgehend untersucht wird. Erst dann kann die Spendersuche beginnen.

  • schneller Versand einer Blutprobe zur Gewebetypisierung von Patienten mit Transplantationsindikation
  • Gewebetypisierung nur durch ein akkreditiertes HLA-Labor erfolgen

3. Spendersuche

Zunächst werden bei Ihren Geschwistern und Eltern des Patienten die Gewebemerkmale untersucht und verglichen (HLA-Typisierung). Die Untersuchung der weitläufigeren Verwandtschaft (zum Beispiel Cousinen) ist im Allgemeinen nicht erfolgversprechend und wird nur in besonderen Fällen veranlasst. Die Typisierung kann aus einer Blutprobe erfolgen, die von uns abgenommen oder durch den Hausarzt verschickt wird.

Wenn kein passender Spender in der Familie gefunden wird, wird umgehend eine Fremdspendersuche eingeleitet. Durch eine Datenbankabfrage erfolgt zunächst ein Abgleich Ihrer Gewebemerkmale mit den Merkmalen weltweit registrierter Spender. Stimmen die Gewebemerkmale überein, muss eine Feintypisierung und Bestätigungsuntersuchung mit frischem Spenderblut durchgeführt werden. Da in der Regel mehrere mögliche Spender getestet werden, kann diese Untersuchung mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Die Krankenkassen, die die Kosten für eine Fremdspendersuche bezahlen, verlangen hierfür eine persönliche Einwilligung von Ihnen. Im Verlauf der Spendersuche kann es erforderlich sein, mehrmals Blut von Ihnen zur weiteren Typisierung einzusenden.

  • Suche zunächst bei Geschwistern
  • Fremdspendersuche wird ausgelöst bei fehlenden oder nicht passenden Geschwistern

4. Spenderauswahl

Im Transplantationszentrum fließen die Ergebnisse der Gewebetypisierungen der Geschwister und der Fremdspendersuche zusammen.

In vielen Fällen stimmen mehrere Spender ausreichend oder sogar vollständig in den Gewebemerkmalen mit Ihnen überein. Dann trifft das Transplantationszentrum die Entscheidung, welcher der potentiellen Spender am besten geeignet ist. Handelt es sich um einen freiwilligen nicht-verwandten Spender, wird dieser formal "angefordert" und von seinem Register kontaktiert und zu Voruntersuchungen in der entnehmenden Einrichtung einbestellt. Dort wird der Spender auf Spendetauglichkeit untersucht.

Erst wenn die Spendetauglichkeit festgestellt ist und der Spender nach umfangreicher Aufklärung sein Einverständnis zur Stammzellspende gegeben hat, kann die Auswahl als abgeschlossen gelten und die Transplantation geplant werden.

  • Auswahl des Spenders durch das Transplantationszentrum
  • Stammzellregister beauftragt Stem Cell Facility mit Voruntersuchung und Vorbereitung der Entnahme

5. Voruntersuchungen

Um einen optimalen Behandlungsplan zu erstellen, ist es notwendig, den Krankheitsstatus genau zu kennen und über mögliche Risiken (insbesondere Infektionen) aktuelle Informationen zu erhalten.

Hierzu werden beim Patienten in den Wochen vor der Transplantation umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt (CT, Herzecho, Lungenfunktion, Knochenmarkpunktion u.a.).

Auf der Basis dieser Untersuchungen wird die Art und Intensität der vorbereitenden Chemo- oder Strahlentherapie festgelegt oder modifiziert.

  • Voruntersuchungen um Krankheitstatus und Risiken zu erfassen
  • Festlegung des endgültigen Behandlungsplans und der Termine

6. Transplantation

Die individuelle Situation und Erkrankung des Patienten bestimmen die Wahl der Transplantationsform, d.h. die beste Kombination aus Vorbehandlung, Spender und Stammzellquelle. Manchmal kommt jedoch aus bestimmten Gründen nur eine bestimmte Form in Frage, z.B. bei fehlendem HLA-identischem Spender oder Patienten mit schweren Vorerkrankungen.

Der Ablauf der Transplantation kann sehr unterschiedlich sein. Sie können sich hierüber an verschiedenen Stellen ausführlicher informieren. Meist ist ein Krankenhausaufenthalt von vier bis sechs Wochen erforderlich. Bei Komplikationen kann auch eine längere Behandlung notwendig sein werden.

  • es existieren zahlreiche unterschiedliche Formen der Stammzelltransplantation, die sich in Intensität der Behandlung und Risiko unterscheiden
  • Klinikaufenthalt über etwa sechs Wochen in einer Spezialstation

6. Immunmodulation

Bei der allogenen Stammzelltransplantation handelt es sich um eine Form der zellulären Immuntherapie. Die Steuerung der Immunfunktionen in den ersten Monaten nach der Transplantation ist für den Behandlungserfolg entscheidend.

Es stehen dem behandelnden Arzt hierfür verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen kann er durch Gabe und Dosisveränderungen von immunsuppressiven Medikamenten die Stärke von Immunreaktionen beeinflussen. Bei Immunreaktionen gegen gesunde Organe (der sogenannten Graf-versus-Host-Reaktion) wird die Immunsuppression verstärkt oder eine ECP durchgeführt. Zum anderen kann durch die erneute Gabe weiterer Leukozyten des Spenders eine Verstärkung von immunologischen Reaktionen erzeugt werden.

Wenn es Hinweise dafür gibt, dass nicht alle bösartigen Zellen eliminiert worden sind, wird zunächst durch Reduktion der Immunsuppressiva und - falls das nicht ausreicht - durch Gabe von weiteren Spenderzellen versucht, eine stärkere und ausreichende Immunreaktion gegen die Leukämie oder das Lymphom zu bewirken, um es vollständig zu beseitigen (Hervorrufen einer GvL Reaktion).

Um diese Abläufe optimal zu kontrollieren, sind regelmäßige und anfangs auch sehr engmaschige Untersuchungen in der Transplantationsambulanz erforderlich.

  • Steuerung des Immunsystems durch permanente Dosisanpassung immunsuppressiver Medikamente oder Infusion von Spenderzellen
  • engmaschige Betreuung durch Spezialisten in der Transplantationsambulanz erforderlich